Vorwort

 

Die im Vorfeld der Veröffentlichung dieses Buches von Lesern am meisten gestellte Frage war:

"Welche Zielgruppe soll mit diesem Buch angesprochen werden?"

Sind es die Beamten oder Angestellten im öffentlichen Dienst? Sicherlich nicht, denn denen wird die Existenzfrage gestellt. Sind es die Intellektuellen und Akademiker? Sicherlich nicht, denn dafür ist dieses Buch nicht wissenschaftlich genug strukturiert. Das mittlere Bürgertum? Wohl kaum, denn dem geht es noch einigermaßen gut. "Otto Normalverbraucher"? Schwer zu beurteilen, denn auch der kommt nur selten über das Bild-Zeitungs-Niveau hinaus. Sind es die Arbeitslosen? Eigentlich schon: nur, der Großteil der Arbeitslosen setzt sich nicht mit einer derartigen Materie, die als zu schwierig empfunden wird, auseinander. Sind es unsere Kinder? Durchaus, denn die müssen die "soziale Suppe" auslöffeln, die wir, die heute Erwachsenen, ihnen morgen hinterlassen werden. Und genau darum geht es in diesem Buch. Schade, daß sie noch nicht lesen können. Wer soll es also lesen?

Sylvio Verfürth, Mitglied der Chefredaktion der Mainzer-Rhein-Zeitung, befand: "Dies ist kein Buch. Dies ist eine Regierungserklärung." Manfred Schell, Ex-Chef-Redakteur der Welt, Fernsehmoderator und Generalbevollmächtigter der Münchner und Aachener Versicherungen meinte: "Das Buch kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Wir brauchen neue Ideen, neue Anstöße, um im nächsten Jahrhundert fit zu sein." Roland Sing, Chef der AOK Baden-Württemberg, empfand das Werk als "tendenziös". Wollte er es schreiben, er würde es ganz anders aufbauen. Und auch Roland Sing fragte sich: "Wer soll dieses Buch lesen?"

Mit dieser Frage haben auch Verleger ein Problem, denn sie versuchen sich an Standes- und Berufsgruppen, Ausbildungsgraden oder Einkommensklassen zu orientieren. Der verantwortlich Lektor des ECON Verlages, Diethelm Krull gestand ein, daß Buchprojekte dieser Art nur noch von Autoren Chancen hätten verlegt zu werden, die dem Buchhandel bereits bestens bekannt sind. "Daß dies natürlich ein gewisser circulus vitiosus ist, ist mir klar, da ist der ganze Buchmarkt in gewisser Weise absolut pervertiert." Also erscheint dieses Buch im Selbstverlag.

 

Wer soll nun dieses Buch lesen?

 

Alle,


Dieses Buch versucht zu erklären, warum die sozio-ökonomischen Prozesse so schlecht laufen, wie sie laufen. Analysen allein reichen jedoch nicht. Auch Stückwerk, eine isoliert betrachtete Rentenreform da oder eine Steuerreform dort, hilft uns nicht weiter. Die Zukunft verlangt einerseits marktradikale Lösungen (z.B. im Gesundheitswesen), andererseits lassen sich die Probleme auf dem Arbeitsmarkt nur mit sozialradikalen Lösungen (Bürgergeld aller Generationen) meistern. Unser Staats- und Sozialwesen muß für die Zukunft fit gemacht werden. Geleitet von dem Grundgedanken: Grundversorgung wird daher ein konkretes Rahmenkonzept geboten, wie ein zukünftiges erfolgreiches Staats- und Sozialwesen aussehen könnte. Insofern hat Sylvio Verfürth recht. Es ist ein Regierungsprogramm für das 21. Jahrhundert.

Schnell wird klar, daß die Realisierung eines solchen Staats- und Sozialkonzeptes, nicht ohne eine Weiterentwicklung der Verfassung möglich ist. Das mag den einen oder anderen, der die aktuelle Politszene vor Augen hat, schrecken. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich dieser Sachverhalt jedoch als besondere Chance. Die Zukunft muß aus dem partei- und wahltaktischen Gezänk herausgehalten werden. Wir brauchen daher eine II. Verfassungsgebende Versammlung, die über den parteipolitischen Dingen steht und so den nötigen gesellschaftlichen Konsens herbeiführen kann. Warum sollte nicht das, was vor rund 50 Jahren einen Supererfolg war, heute eine Neuauflage erfahren?

Als Autor habe ich keine Wahl zu verlieren oder zu gewinnen, auch gehöre ich keiner Partei an. Ich durfte also unbeschwert von irgendwelchen Parteitagsbeschlüssen zu Ende denken. Darin sehe ich auch den Unterschied zu aktuellen parteipolitischen Wahlprogrammen, die nur Kompromisse zur Beschwichtigung ihrer Klientel - Zielgruppen - anbieten.

Möge mir der ein oder andere Kunde, den ich heute in meiner Arbeit als Unternehmensberater in seiner "alten" Welt unterstütze, nachsehen, daß ich mich über aktuelle Gegebenheiten hinwegsetze und versuche, das "Neue" auf den Punkt zu bringen.


Diejenigen, die den Tenor des Buches erfassen und sich einen Überblick über und die wichtigsten Thesen: "Regierungsprogramm für das 21. Jahrhundert" verschaffen wollen, können dies in den 10 Seiten der ersten drei Kapitel schaffen. Wer jedoch die vollständige Argumentation, also das Warum, Wieso und Wie differenziert verstehen will, sollte sich das Buch bis zum Ende gönnen. Es lohnt, wie das Thema überhaupt.


Ich widme dieses Buch meinen Kindern Alexander und Julia aber auch allen anderen Kindern Deutschlands. Ihnen soll es zugute kommen, wenn sie in 20 bis 30 Jahren in der Mitte ihres Lebens stehen und mit der Hinterlassenschaft ihrer Eltern in einer im globalen Wettbewerb stehenden Informations- und Dienstleistungsgesellschaft zurechtkommen müssen. Sie werden über uns, die wir heute Verantwortung für morgen tragen, urteilen. Hoffentlich fällt das Urteil positiv aus.